Freie Inhalte
Als freie Inhalte (englisch free content), auch Open Content genannt, bezeichnet man Inhalte, deren kostenlose Nutzung und Weiterverbreitung urheberrechtlich erlaubt ist. Dies kann nach Ablauf von gesetzlichen Schutzfristen zutreffen, so dass ursprünglich geschützte Werke als gemeinfrei gelten. Alternativ werden Inhalte als frei bezeichnet, wenn der Urheber oder der Inhaber der vollumfänglichen Nutzungsrechte ein Werk unter eine freie Lizenz gestellt hat.
Die Rechtsstrukturen freier Inhalte bilden damit eine Ergänzung zum gesetzlichen Schutz geistigen Eigentums. Auch freie Inhalte sind, sofern sie unter einer freien Lizenz stehen, urheberrechtlich geschützt. Die jeweilige Lizenz regelt die Bedingungen, die bei einer Nutzung einzuhalten sind.
Die Idee zur Schaffung freier Inhalte entstand analog zur freien Software.
Die Begriffe „freie Inhalte“ und „Open Content“
BearbeitenDer Begriff Open Content wurde von der von David A. Wiley gestarteten Open-Content-Initiative geprägt, die 1998 eine Open-Content-Lizenz und 1999 eine Open-Publication-Lizenz vorstellte.
Die Begriffe „freie Inhalte“ und „Open Content“ werden inzwischen vielfach gleichgesetzt. Es existieren unterschiedliche „Freiheitsgrade“, die vom Recht auf Namensnennung und Copyleft über die Erlaubnis zur Veränderung und/oder kommerziellen Nutzung bis hin zum Verzicht auf jegliche Nutzungsbedingungen reichen.[1][2][3]
Andere wie etwa die Definition freier kultureller Werke und die Offen-Definition definieren „freie kulturelle Werke“ bzw. „offenes Wissen“ als Inhalte, die von jedermann verändert und kommerziell genutzt werden dürfen.[4][5]
Die Verwendung freier Inhalte
BearbeitenAuf folgenden Gebieten werden freie Inhalte genutzt:
- Medien, z. B. Texte, Bilder, Musik, Filme, Animationen und Modelle
- Software, siehe Open Source
- Technologie. Mittels Open Hardware und Open Source werden Privatpersonen in die Lage versetzt, selbst Produkte herzustellen oder zu erweitern.
- Datenbanken, siehe Open Data
- Wissenschaft und Lehre, siehe Open Access und Open Science
- Politik, siehe Open Government
- Lern- und Lehrmaterialien, Open Educational Resources
- Kunst
Anbieter freier Inhalte
BearbeitenZu den derzeit größten Archiven freier Inhalte zählt die Wikipedia mit ihren Schwesterprojekten. Andere bekannte Vertreter von Open Content sind das Internet Archive, Open Directory Project, LibriVox, Zeno.org, OpenStreetMap und freedb.
Flickr bietet umfangreiches Bildmaterial unter freien Creative-Commons-Lizenzen sowie eine Sammlung historischer, urheberrechtsfreier Bilder der US-amerikanischen Library of Congress an.[6][7]
Die Bundeszentrale für politische Bildung veröffentlicht einige ihrer Publikationen unter einer freien Lizenz. Auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt[8] und die Europäische Südsternwarte[9] stellen ihre Bilder und Filme frei lizenziert zur Verfügung.
Als „OpenBooks“ werden Bücher bezeichnet, deren Texte von jedermann kostenlos verwendet werden können. Hier kann es sich um Werke handeln, deren Urheberrecht abgelaufen ist, aber auch z. B. um aktuelle Bücher, besonders aus dem IT-Bereich, die frei angeboten werden.
Einen weiteren Bereich freier Inhalte stellen Onlinekurse (Open Educational Resources) dar sowie diverse Handbücher und Dokumentationen, die für freie Software erstellt wurden.
Darüber hinaus sind mit der Open-Access-Initiative im Wissenschaftssektor beachtliche Erfolge erzielt worden. Mittlerweile gibt es über 1168 wissenschaftliche Open-Content-Zeitschriften. Allerdings sind diese Inhalte oft entgegen den in der Berliner Erklärung genannten Prinzipien nur frei zugänglich, dürfen aber nicht weiterverbreitet oder verändert werden.
Gemeinfreie Inhalte
BearbeitenÄltere Werke, bei denen die urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist, die also mittlerweile gemeinfrei sind, werden durch Digitalisierung in verschiedenen Projekten bereitgestellt. Das Project Gutenberg beispielsweise stellt solche Inhalte in elektronischer Form zur Verfügung.
Etliches gemeinfreies Material ist von amerikanischen Regierungsstellen vorhanden, da Werke ihrer Mitarbeiter keinem Copyright unterliegen.
In der Praxis wird die prinzipielle Gemeinfreiheit älterer Werke häufig aufgrund von Eigentumsrechten an der einzigen physischen Werksvorlage (etwa dem Original eines Bildes, das sich in einem Museum befindet) eingeschränkt, da der für eine Kopie notwendige Zugang zum Original verwehrt werden kann.
Literatur
Bearbeiten- Nico Einfeldt: Open Content Lizenzen und das Bearbeitungsrecht. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2019, ISBN 978-3-8471-1107-8.
- Dominik König: Das einfache, unentgeltliche Nutzungsrecht für jedermann. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2016, ISBN 978-3-8471-0610-4.
- Timo Rosenkranz: Open Contents: Eine Untersuchung der Rechtsfragen beim Einsatz „freier“ Urheberrechtslizenzmodelle. Mohr Siebeck, Tübingen 2011, ISBN 978-3-16-150826-4.
- D. Atkins, J. S. Brown, A. L. Hammond: A Review of the Open Educational Resources (OER) Movement: Achievements, Challenges, and New Opportunities ( vom 3. Mai 2018 im Internet Archive). (PDF; 1,9 MB). Report to The William and Flora Hewlett Foundation. Februar 2007.
- OECD – Organisation for Economic Co-operation and Development: Giving Knowledge for free – The Emergence of Open Educational Resources 2007, ISBN 978-92-64-03174-6.
- OLCOS – Open eLearning Content Observatory Services: Open Educational Practices and Resources: OLCOS Roadmap 2012. Ed. by G. Geser. January 2007.
- Gunda Plaß: Open Contents im deutschen Urheberrecht. GRUR 2002, S. 670.
- Leonhard Dobusch, Christian Forsterleitner (Hrsg.): Freie Netze. Freies Wissen. Echomedia, Wien 2007, ISBN 978-3-901761-64-5 unter Creative-Commons-Lizenz; Buch als PDF: kostenloser Download (PDF; 6,7 MB)
- Reto Mantz: Open Source, Open Content und Open Access: Gemeinsamkeiten und Unterschiede ( vom 31. Januar 2012 im Internet Archive). In: B. Lutterbeck, Matthias Bärwolff, R. A. Gehring (Hrsg.): opensourcejahrbuch.de ( vom 31. Januar 2012 im Internet Archive) 2007 – Zwischen freier Software und Gesellschaftsmodell, Lehmanns Media, Berlin 2007.
- Reto Mantz: Open Content Lizenzen und Verlagsverträge – Die Reichweite des § 33 UrhG. In: MMR. 2006, S. 784.
- FAZIT-Schriftenreihe, Band 16: Open Content – Open Access – Freie Inhalte als Herausforderung für Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. MFG Stiftung Baden-Württemberg 2008.
- Till Kreutzer: Open Content – Ein Praxisleitfaden zur Nutzung von Creative-Commons-Lizenzen, Deutsche UNESCO-Kommission e. V., Hochschulbibliothekszentrum Nordrhein-Westfalen, Wikimedia Deutschland e. V. 2015.
- Timo Rosenkranz: Open Contents: Eine Untersuchung der Rechtsfragen beim Einsatz „freier“ Urheberrechtslizenzmodelle. Mohr Siebeck, Tübingen 2011, ISBN 978-3-16-150826-4.
Weblinks
BearbeitenRechtliche und konzeptuelle Hintergründe
Bearbeiten- Initiative Medienkompetenz, Landesregierung NRW: Im Blickpunkt: Open Content
- Definition „Freie kulturelle Werke“ gemäß freedomdefined.org (deutsche Übersetzung)
- Offen-Definition (deutsche Übersetzung)
- Lawrence Liang: A Guide To Open Content Licences (englisch)
Ressourcen, Depots und Sammlungen
BearbeitenFreie Inhalte (deutschsprachige Seiten)
Bearbeiten- Infobib.de: Sammlung von Anbietern freier Inhalte ( vom 8. September 2016 im Internet Archive) vom 7. Januar 2009
- Landesmedienzentrum Baden-Württemberg: Sammlung von Anbietern freier Inhalte
- Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet: Sammlung Mediendatenbanken
Englischsprachige Ressourcen
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ educa.ch - Open Content. 7. Januar 2009, archiviert vom am 21. Januar 2012 . Schweizerischer Bildungsserver: Open Content – das Urheberrecht als Grenze und Ausblick
- ↑ Susanne Schmidt: Friede, Freude und freie Eierkuchen-Rezepte, heise.de, 7. August 2007.
- ↑ Infobib.de: Freie Inhalte ( vom 8. September 2016 im Internet Archive) vom 7. Januar 2009.
- ↑ Definition gemäß freedomdefined.org (deutsche Übersetzung)
- ↑ Definition gemäß opendefinition.org (deutsche Übersetzung)
- ↑ Flickr: Creative Commons. Abgerufen am 22. September 2020.
- ↑ The Library of Congress: Billboard: "Visit Boot Hill, Dodge City, 130 miles," near Goddard, Kansas (LOC). 1. Januar 1993, abgerufen am 22. September 2020.
- ↑ dlr.de, Creative Commons: Die „Jedermann-Lizenz“ und die Inhalte des DLR, 1. März 2012, abgerufen am 4. März 2012.
- ↑ Copyright Notice. In: European Southern Observatory. Abgerufen am 22. September 2020 (englisch).