Volk oder Nation? Wie eine Lobby-Kampagne aus dem Kaiserreich bis heute #Rassismus prägt. - Es ist wirklich verrückt: Während der Begriff Nation dazu einlädt, Menschen unterschiedlichster Herkunft unter einer Flagge zu vereinen, grenzt der Begriff „Volk" aus. Volk ist nur, wer „des Blutes deutsch" ist (ius sanguinis). Diese seltsame Sicht, die bis in das Deutsche #Kaiserreich zurückreicht, hat bis heute Auswirkungen, wenn wir über #Migration debattieren. Deutschland versteht sich da nämlich immer noch eher als Volk, während Frankreich natürlich schon immer eher die „Grande Nation“ ist. So verwundert es auch nicht, dass im Zuge des Falls der innerdeutschen Mauer die Demonstrierenden „Wir sind das Volk“ riefen. Und wenn die Nazis vom „Volkskörper“ sprachen, dann konnten sie damit perfide ihre abscheuliche #Sprache & Taten gegenüber all dem ausleben, was nicht dazu gehört. Wie kam es zu diesem „Volks“-Gedanken? Als das deutsche Reich Ende des 19. Jahrhundert gegründet wurde, traten die Nationalradikalen eine engagierte Debatte los, wie ich im Gespräch mit der #Journalistin Gilda Sahebi erfuhr. Ihnen passte es nicht, dass sich die Menschen unter dem Reichsgedanken versammeln sollten. Der Staat müsse umgekehrt unter dem Volk stehen. Und sie waren letztlich erfolgreich. Das führte dazu, dass 1913 das #Staatsbürgerschaftsrecht nach dem „ius sanguinis“ geschaffen wurde: Deutsch ist nur, wer des Blutes deutsch ist. Erst im Jahr 2000 und damit fast ein Jahrhundert später wurde dieses Prinzip wieder abgeschafft. Irre, dass diese Haltung bis heute in rechtskonservativen Kreisen nachhallt - und eine so dringende Öffnung unseres Landes für Menschen aus dem #Ausland erschwert.
Ich kann nicht erkennen, dass es Frankreich mit seiner "Grande Nation" besser macht. Die von manchen als rechtsextrem eingestufte Partei "Rassemblement National" trägt sogar die Nation in ihrem Namen...
Danke für diesen Aspekt. Das ist das wirklich Verrückte in dieser Zeit. Da gibt es diese Partei, die mit souveräner Bürgerschaft lockt, aber Staat und dieses Verständnis von Nation ablehnt und sich ein folgendes Volk heranzieht.
Sehr toller Gedanke . Danke
… auch Antisemitismus war keine Erfindung der Nazis, sondern jahrzehnte-, eigentlich jahrhunderteland tief gesellschaftlich verankert. Thematisieren tut das z.B. Robert Neumann in Romanform in „An den Wassern von Babylon“
Hi Marc, dies klingt im Ansatz so ähnlich wie mit dem Islam, denn der war ja auch nicht immer so radikal sondern es waren halt 2 Gruppierungen und leider hat sich die falsche Gruppierung nämlich die Radikalen durchgesetzt, unter dem jetzt die ganze Welt zu leiden hat ?? 😣 Zumindestens in Sachen Kopftuch-Vorschrift für die Frauen hätte ich einen Ansatzvorschlag, denn wenn die Männer dies so toll finden, dann sollten z.B. die Frauen im Iran doch mal protestieren und sagen, daß die Männer auch Kopftücher tragen müßten ? Wer weiß vielleicht steht den Männer das Kopftuch dann ja besser ? 😁
Zur Ergänzung auch Liberté, Egalité, Fraternité (ggf. Update zu Solidarité) im Vergleich zu Einigkeit und Recht und Freiheit.
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7 MonateInterressanter Gedanke. Ob allerdings "das Problem" an einem "Wort" zu verorten ist.... Übrigens spricht auch die Französische Verfassung vom "Volk" (peuple) https://verfassungen.eu/f/fverf58.htm Daher würde ich in diesem Zusammenhang zumindest den Spruch "Wir sind das Volk“ vor der Wiedervereinigung in diesem Kontext nicht heranziehen. Es geht hier wie dort (Deutschland/Frankreich) in diesem Kontext nur darum die Machtverteilung klar zu regeln und die Macht in die Hände der Bürger und nicht irgendwelcher demokratisch nicht legitimierten Staatsaparate zu legen. Nur als Einordnung aus meiner kleinen Warte. 😁