Gender Gaps in der Zukunft der Arbeit

Gender Gaps in der Zukunft der Arbeit

Sage und schreibe 99,5 Jahre wird es laut aktuellem Gender Gap Report des Weltwirtschaftsforums noch dauern, bis wir Gleichstellung erreicht haben. Deutschland ist dieses Jahr auf Platz 10 gelandet – das ist zwar eine leichte Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr, aber immer noch eine Lücke von über 20%, die wir schließen müssen.

 Für das Ranking schaut sich das Weltwirtschaftsforum vier Bereiche an – Gesundheit, Bildung, wirtschaftliche Teilhabe und politische Teilhabe. Neben Gesundheit und Bildung schneidet Deutschland auch im Bereich wirtschaftliche Teilhabe schlecht ab und landet hier nur auf Platz 48. Wir müssen also dringend Antworten auf die Frage finden, was wir tun können, um mehr Frauen Zugang zu und Teilhabe an unserem Arbeitsmarkt zu ermöglichen.

Neben den bereits viel diskutierten Maßnahmen, wie beispielsweise einem besseren staatlichen Kinderbetreuungsangebot, bieten sich meiner Meinung nach derzeit besonders durch die starken Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt Chancen, aber auch Herausforderungen, die wir stärker diskutieren sollten.

Um Gender Gaps nicht erst in 100 Jahren zu schließen, ist es essentiell, dass wir Frauen heute schon verstärkt in Jobs bringen, die zukünftig eine größere Rolle spielen werden. So entstehen, angetrieben durch den technologischen Fortschritt, momentan viele neue Berufsbilder – KI-Spezialisten, Dateningenieure und Unity Developer sind beispielsweise Berufe, die in Deutschland derzeit besonders stark wachsen (mehr Infos zu den Jobs der Zukunft finden Sie hier). Viele dieser Trendjobs haben einen Fokus auf sogenannte disruptive Technologien, also Technologien wie KI, Robotik und Cloud Computing, die unsere Gesellschaft und Arbeitswelt jetzt schon nachhaltig verändern.

In unserem Beitrag zum diesjährigen Global Gender Gap Report haben wir untersucht, wie Frauen in den Jobs der Zukunft vertreten sind.

Unsere Analyse zeigt, dass Frauen gerade in den Bereichen der disruptiven Technologien, d.h. im Bereich Daten und KI, Engineering und Cloud Computing, wenig repräsentiert sind. Der Frauenanteil liegt in allen drei Bereichen unter 30% - im Bereich des Cloud Computing sogar nur bei 12%.

Abbildung: Anteil von Frauen und Männern in Berufsbereichen der Zukunft

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Deutschland schneidet bei dieser Analyse übrigens noch schlechter ab, als der ohnehin schon schlechte weltweite Durchschnitt. Nur in Jobs im Bereich People & Culture sehen wir mehr Frauen als Männer.  

Abbildung: Anteil von Frauen und Männern in Berufsbereichen der Zukunft in Deutschland

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Dabei spielt gerade der Bereich der disruptiven Technologien nicht nur auf dem Arbeitsmarkt eine große Rolle – er ist auch gesellschaftlich wichtig. Menschen in diesem Bereich sind oft an der Entwicklung von neuen Produkten und Dienstleistungen beteiligt, die unsere Lebenswelten stark beeinflussen. Damit diese Produkte und Dienstleistungen die vielfältigen Bedürfnisse und Interessen von Frauen und anderen Bevölkerungsgruppen widerspiegeln, müssen Frauen an der Entwicklung beteiligt sein.

Derzeit sind allerdings nur 29% aller Profile mit Kompetenzen im Bereich der disruptiven Technologien weiblich. Zudem sehen wir, dass Frauen diese Kompetenzen nicht im gleichen Maße wie Männer aufbauen. Das heißt, wenn wir nicht eingreifen, nehmen die Unterschiede in Zukunft zu.

Was können wir machen, um Gender Gaps zu schließen?

Um Gender Gaps in den Jobs der Zukunft zu schließen müssen wir zum einen mehr Frauen in diesen Bereichen ausbilden und gleichzeitig müssen wir existierende Talente besser nutzen.

Das klingt leichter als es ist – dieses vielschichtige Problem erfordert vielschichtige Lösungen und vor allem Lösungen, die systemische Veränderungen bewirken.

Einige konkrete Beispiele sind:

  • Früh anfangen – Mädchen für technische Bereiche begeistern, indem technische Angebote gezielt auf Mädchen und ihre Interessen eingehen.
  • Gezielt Frauen (weiter-)qualifizieren – Frauen aus Bereichen, die ähnliche Kompetenzen erfordern, für den Bereich der disruptiven Technologien begeistern und qualifizieren. Viele Frauen haben naturwissenschaftliche Ausbildungen und könnten durch kurze Weiterbildung für den Bereich der disruptiven Technologien qualifiziert werden. Im Bereich Genetic Engineering zum Beispiel sind 54% aller Profile weiblich.
  • Vorbilder nutzen – wir brauchen mehr Geschichten von erfolgreichen Frauen aus technischen Bereichen, damit Frauen Vorbilder haben, die sie motivieren einen ähnlichen Weg einzuschlagen. Das Beispiel von Ada Lovelace wurde in den letzten Jahren sehr viel genutzt. Wir brauchen mehr Beispiele von Frauen, die heute die Welt der Technik auf den Kopf stellen.

 Wie sehen Sie diese Thematik? Was sind Ihre Ideen, wie wir Gender Gaps in Deutschland und weltweit schneller schließen können?

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