Das D-Level Commitment: ein ungewöhnliches Angebot

Das D-Level Commitment: ein ungewöhnliches Angebot

LOOKING FOR FEMALE LEADERS

Kasia Mol-Wolf hatte schon lang die Bühne verlassen. Aber ihre Worte, die verließen mich nicht. Sie hingen noch in der Luft, wie unsichtbare Mahnmale. Ihre Rede zum Auftakt des Emotion Award war unglaublich inspirierend. Natürlich ging es um ihr Lebensthema. Um Frauen in der Arbeitswelt, Frauen, die ihren ganz eigenen Weg gefunden haben und darum, wie Frauen sich gegenseitig unterstützen können. Ich bewunderte, was sie für Frauen tut. Wie sehr sie sich für mehr Gleichberechtigung einsetzt, wie sichtbar sie Frauen macht, die Außergewöhnliches tun, sowohl mit dem Award aber auch in ihrer täglichen Arbeit als Verlegerin des Emotion Magazins. Gleichzeitig bohrte sich eine Frage in mir fest:

Was tue ich denn, um meinen Beitrag zur Gender Equality zu leisten?

Ich versuche die Frauen, die bei und mit mir arbeiten, zu stärken und zu fördern. Aber das soll schon alles sein?

Das Thema begleitete mich die kommenden Tage, ließ mich einfach nicht los. Ich arbeite seit fast zehn Jahren im Executive Search. Die Anzahl an Frauen, die in die Chefetagen wollen oder dort bereits sind, ist gestiegen. Es hat sich etwas getan. Frauen gewinnen an Einfluss und brechen sich Bahn. In den deutschen Vorständen der DAX30-Konzerne sitzen jetzt 27 Frauen. Vor knapp zehn Jahren waren es nur drei. Dennoch: Insgesamt liegt der Frauenanteil in den DAX-Vorständen erst bei knapp 14 Prozent. Außerdem gehen Frauen im Schnitt nach drei Jahren, während die männlichen Kollegen rund acht Jahre bleiben. Zudem gehören diese Frauen zu einem nur sehr kleinen, elitären Zirkel. In den Chefetagen aller 160 deutscher Börsenunternehmen sitzen nur knapp neun Prozent Frauen. Es tut sich noch zu wenig. Doch jetzt kommt der Haken: ich bin eigentlich gegen die Quote. Wie kann ich diesen Widerspruch auflösen?

Überall wachsen Female Netzwerke wie Pilze aus dem Boden. Das ist super, versteht mich nicht falsch. Aber Solidarisierung allein reicht nicht, um es wirklich nachhaltig zu verändern. Überall stecken Frauen ihre Köpfe zusammen, coachen sich, motivieren sich für einen Abend. Nur um dann viel zu oft wieder nach Hause zu gehen und letztlich nicht sehr viel weiter zu sein. Wir haben alle dieselben Probleme und alle gemeinsam keine Lösung. Was wir brauchen, sind andere Denkweisen, andere Perspektiven und vor allem: praktische Lösungen. Geredet wird mittlerweile sehr viel über die Thematik. Was jetzt noch fehlt, sind mehr Lösungen, die sichtbare Ergebnisse bringen. Wir müssen ins Machen kommen, und zwar nicht nur in Aufsichtsräten, sondern flächendeckend.

Wie viele Frauen haben wir mit D-Level in den vergangenen Jahren platzieren können?

Ich bin Headhunterin. Ich sitze tagtäglich in den Chefetagen von Startups, von Mittelständlern und von Corporates. Ich kann Frauen dort sichtbar machen. Mein Job ist es, Kandidaten zu präsentieren und den richtigen Kopf auf die richtige Position in die passende Organisation zu bringen. Nur, wie viele Frauen waren in den vergangenen Jahren eigentlich darunter? Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen und unsere Daten sprechen zu lassen. Ich muss ehrlich sagen, das Resultat beschämt mich:

Wir haben in den vergangenen 2,5 Jahren rund 200 Führungspositionen besetzt.

Nur 19 dieser Positionen bekleidete eine Frau.

Wir haben keine einzige CTO platzieren und nur eine einzige Tech Lead.

Diese Zahlen schockieren mich. Das möchte ich so nicht akzeptieren. Zumindest nicht, ohne zu versuchen, etwas dagegen zu tun. Ich sitze an der Quelle, um Frauen in Führungspositionen zu bringen. Auch ich habe die Möglichkeit, Frauen in Chefetagen sichtbarer zu machen. Ich habe die Frauenquote im Brustton der Überzeugung lang abgelehnt. Ich bin für Freiheit und Individualisierung. Die Quote ist das Gegenteil. Aber wir brauchen endlich mehr Geschwindigkeit auf dem Weg zur Gleichberechtigung, das haben mir unsere Zahlen mehr als eindrücklich vor Augen geführt. Und deswegen haben wir uns bei D-Level nun ab heute für ein klares Commitment entschieden:

MINDESTENS EINE FRAU AUF JEDER SHORTLIST*.

Es ist ein Experiment. Ein Versuch. Es ist unkonventionell und idealistisch und vor allem ist schwierig. Besonders im Tech Bereich ist unser Commitment eine Mammutaufgabe. Aber es ist unser Beitrag als Beratung. Und damit auch mein persönlicher Beitrag. Es gibt genügend qualifizierte Frauen. Nur sind sie noch zu wenig sichtbar.

Visibilität statt Quote

Ich habe die Hoffnung, dass dieses gemeinsame Ziel, das wir alle haben sollten, solch Hürden wie Konkurrenzdenken überwindet und sogar wir Headhunter zusammenarbeiten werden, um es zu erreichen.

Daher folgt unserem Commitment nun ein Aufruf an:

Unternehmen, Personalabteilungen, Gründer, Leader und natürlich an weibliche digitale Führungskräfte da draußen: Macht auf Euch aufmerksam. Schickt, gern mir persönlich ([email protected]), Eure Lebensläufe, Empfehlungen und Tipps, welche Frauen wir in Zukunft in die Führungsetagen der digitalen Mittelständler und in die Startups dieser Republik bringen sollen.

ABER wir wenden uns auch an andere Personalberatungen, denn vielleicht haben wir gerade die richtige Kandidatin für eine Position, für die ihr beauftragt wurdet und vice versa. Wenn wir es ernst meinen, sollten wir die Kandidatinnen in den Vordergrund stellen und nicht unser Beratungshonorar.

Mein Netzwerk, alle, die dies lesen, rufe ich auf, vorhandene digitale, weiblichen Führungskräfte sichtbar zu machen. Sichtbar für uns und damit sichtbar für die Führungspositionen unserer Kunden.

Teilt diesen Beitrag. Streut die Idee. Vernetzt uns mit Frauen, die etwas können und führen wollen oder, liebe Female Leaders (in spe), meldet Euch selbst bei uns. Eure Bewerbung ist der erste Schritt.

Wir sorgen dafür, dass ihr gesehen werdet!


* Die Shortlist ist eine Liste der besten drei bis vier am Markt verfügbaren Kandidaten, die wir für die beauftragte Position eines Kunden finden konnten

Cindy Hurley Leister

International Executive Coach (PCC) & Mindfulness Facilitator (UCLA)

5 Jahre

Mir fallen hier viele Ursachen ein und vielleicht braucht es grosse Ideen, um wirklich etwas zu veraendern bei Frauen und Maennern, zeitnah!  Eine grosse, starke Idee hier in den USA ist www.chief.com  Und je mehr ich darueber lerne, desto beeindruckter bin ich. Danke an John Stepper fuer den Hinweis. 

Tobias Temmen

wait, what. | Experience Investments | Advisory & Management | Kellogg-WHU EMBA

5 Jahre

Oh! Es gibt so viele tolle inspirierende Führungskräfte und Gründerinnen! Nicole Seifert Stefanie Pfeiffer Freya Oehle Susanne Drexler Corinna Haas Corinna Reibchen Angelica Iulia Timofte - mehr Bühne tut aber immer gut :) 

Dr. Rebecca Koch

CHRO MDAX | INSEAD IDP-C | Top 40 HR Leaders | ex-Bain | Board Member | Transformation Driver, Digitalization Evangelist & AI Enthusiast

5 Jahre

Tolles Commitment, das hoffentlich bald Standard bei allen Unternehmen ist. So auch bei BD. Denn nur, wenn wir uns anstrengen, Frauen zu finden, die es auf die Shortlist schaffen, werden wir die Frauenquote langfristig erhöhen. Und niemand muss sich dem Vorwurf ausgesetzt sehen, es nur aufgrund einer Quote „geschafft“ zu haben. Denn auf einer Shortlist sind immerhin noch andere Kandidaten, so dass auch weiterhin der Grundsatz gilt „Der/die am besten geeignete Kandidat/in bekommt den Job“. Aber wir geben uns die Mühe, so lange zu suchen, bis wir geeignete Frauen für die Shortlist gefunden haben!

Imke Hellmanns

Founder and Leadership Consultant human lead executive search

5 Jahre

Hallo Frau Wolff, als freiberufliche Personalberaterin besetze ich Vorstands- und Geschäftsführerpositionen in der Ver- und Entsorgungsbranche bzw. im Öffentlichen Dienst. Ich habe gerade mal nachgerechnet über die letzten vier Jahre: 32% meiner Stellenbesetzungen sind weiblich. Ich muss bei meinen Mandantinnen und Mandaten keine Türen einrennen, was dieses Thema betrifft - denn sie sind offen. Wie oft werde ich gebeten, doch bitte Kandidatinnen vorzustellen. Leider lassen mich diese oft im Stich. Warum? Die Wohnsitzwahl richtet sich nach dem Job des Ehemannes oder Partners, die Kinderbetreuung liegt immer noch schwerpunktmäßig bei uns Frauen, so dass diese einen Teilzeitjob vorziehen. Ich lehne auch die Quote ab und kann Frauen nur ermutigen: Hände hoch bei Führungspositionen, keine Angst, alles andere lässt sich dann schon organisieren.   #sabinekluge

Thomas Höhmann

Am 1.9. beende ich meinen Auftritt.

5 Jahre

Natürlich ist die Quote das einzige Gegenmittel gegen diese Männerbündlerei, und alle Männer, die da "Quotilde!" schreien, sollten sich erst mal an die eigene Nase fassen: Wie habt ihr's denn geschafft? Ganz einfach: Es sitzen die falschen Männer dort oben!

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