#6: Selbstständigkeit als Steuerberater - Chancen & Risiken
Der Beruf des Steuerberaters ist zukunftssicher und bietet Top-Verdienstmöglichkeiten - vor allem, wenn man sich selbständig macht.
In der heutigen Ausgabe des Newsletters möchte ich für Sie die Chancen und Risiken, die ein Steuerberater auf dem Weg zur Selbstständigkeit begegnen könnte, gegenüberstellen.
Der Weg in die Selbstständigkeit als Steuerberater
Der Schritt in die Selbstständigkeit kann auf verschiedene Weisen erfolgen: durch Gründung einer eigenen Kanzlei, durch Übernahme einer bestehenden Kanzlei oder durch Einstieg als Partner in einer etablierten Kanzlei.
Gründung einer eigenen Kanzlei
Die Gründung einer eigenen Steuerkanzlei ist der klassischste und ambitionierteste Weg in die Selbstständigkeit. Dieser Karrierepfad bietet maximale Kontrolle und die Freiheit, die Kanzlei nach eigenen Vorstellungen zu gestalten.
Übernahme einer bestehenden Kanzlei
Die Übernahme einer bestehenden Kanzlei bietet den Vorteil, dass bereits eine Infrastruktur und ein Mandantenstamm vorhanden sind. Diese Option kann schneller zu stabilen Einkünften führen und birgt weniger Anfangsrisiken.
Als Partner in einer bestehenden Kanzlei einsteigen
Diese weitere mögliche Option bietet Ihnen eine gute Balance zwischen Selbstständigkeit und Sicherheit. Man profitiert von bestehenden Strukturen, während man gleichzeitig an wichtigen Entscheidungen beteiligt ist und eine gewisse Kontrolle über die Kanzleiführung hat. Als Partner trägt man Verantwortung für die Mitarbeiterführung und oft auch für die Betreuung wichtiger Mandanten (s. Artikel Partnerschaft im Steuerrecht).
➜ Die Entscheidung zwischen der Übernahme einer bestehenden Kanzlei und der Gründung einer neuen hängt von Ihren persönlichen, beruflichen und finanziellen Zielen sowie Ihrer Risikobereitschaft ab. Beide Optionen bieten einzigartige Chancen, erfordern aber auch sorgfältige Überlegung und Planung, um erfolgreich zu sein. Sollte keine der beiden Optionen für Sie interessant sein, können Sie immer noch als Partner in einer bestehenden Kanzlei einsteigen.
Was man als selbstständiger Steuerberater beachten sollte/muss:
Spezialisierungsmöglichkeiten
Es kann sinnvoll sein Ihre Kanzlei auf eine Sparte zu spezialisieren, denn eine Spezialisierung kann die Erfolgsaussichten erheblich verbessern. Mögliche Fachbereiche sind bspw. Industrie, Behörden, Ärzte, internationales Steuerrecht, Gründer, Einzelhandel, vermögende Privatleute und E-Commerce. Durch die Spezialisierung können höhere Honorare verlangt werden, da weniger direkte Konkurrenz besteht und Sie zentraler Ansprechpartner sind.
Marketing und Bekanntmachung der Kanzlei
Effektives Marketing ist entscheidend, um eine Steuerkanzlei erfolgreich zu machen. Dazu gehören insbesondere eine professionelle Website, die Nutzung sozialer Netzwerke wie LinkedIn und Xing. Speziell LinkedIn sollten Sie dabei nicht außer Acht lassen – LinkedIn bietet immer mehr Möglichkeiten sich selbst und das Unternehmen zu vermarkten.
Was ebenfalls wichtig ist, ist Empfehlungsmarketing. Holen Sie sich positive Bewertungen ein; speziell bei einer Neugründung kann das von Vorteil sein.
Verdienstmöglichkeiten
Die Verdienste variieren je nach Art der Tätigkeit. Für selbständige Steuerberater gelten idR keine oberen Gehaltsgrenzen. Ein guter Businessplan und effizientes Kanzleimanagement sind jedoch entscheidend, um finanzielle Stabilität zu gewährleisten.
Wie viel man dann letztendlich verdient, hängt von der Anzahl der Mandanten und den Ausgaben ab. Die meisten freiberuflichen Steuerberater kommen auf einen monatlichen Verdienst von mindestens 10.000 Euro.
In der Gründungs- und Anfangsphase ist es jedoch wahrscheinlich, dass man weniger verdient als ein angestellter Steuerberater. Sobald jedoch ein Mandantenstamm aufgebaut ist und die ersten Hürden überwunden sind, steht einem hohen Gehalt nichts mehr im Weg.
Rechtsform und Versicherungen
Die Wahl der passenden Rechtsform für einen Steuerberater, der sich selbstständig machen möchte, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie dem gewünschten Grad der Haftungsbeschränkung, der geplanten Unternehmensgröße, den steuerlichen Überlegungen und der gewünschten Flexibilität in der Unternehmensführung.
Für Einzelgründer bietet sich oft ein Einzelunternehmen an, wegen der Einfachheit und vollen Kontrolle, allerdings mit dem Nachteil der unbeschränkten Haftung. Viele Steuerberater wählen jedoch eine Partnergesellschaft (PartG) oder eine Partnergesellschaft mit beschränkter Berufshaftung (PartG mbB), die speziell für Freiberufler entwickelt wurden und Haftungsbeschränkungen bieten.
Ein Beispiel: Ein Steuerberater, der mit zwei Kollegen zusammenarbeitet, könnte eine PartG gründen, um von einer haftungsbeschränkten Struktur zu profitieren, wobei jeder Partner nur für seine eigenen Handlungen haftet. Dies reduziert das persönliche Risiko und erhöht das Vertrauen bei den Mandanten.
Zudem sind eine Berufshaftpflicht- und Vermögensschadenshaftpflichtversicherung verpflichtend und essenziell für den Schutz gegen berufliche Risiken.
Um hier aber genausten beraten zu werden, würde ich Ihnen einen Unternehmensberater empfehlen, der Sie bei solchen spezifischen Anliegen unterstützen kann.
Die Chancen und Risiken der Selbstständigkeit als Steuerberater im Überblick:
Chancen
Risiken
Fazit
Der Schritt in die Selbstständigkeit als Steuerberater erfordert eine umfassende Vorbereitung, ein klar definiertes Konzept und kontinuierliches Engagement im Bereich Marketing und Mandantenpflege. Mit der richtigen Planung und einem soliden Businessplan können Steuerberater erfolgreich ihre eigene Kanzlei führen oder als Partner in bestehende Strukturen einsteigen.
Bis zum nächsten Mal,
Ihr Alexander Gries
*Zur besseren Lesbarkeit nutzen wir das männliche Geschlecht – sprechen jedoch alle Geschlechter gleichermaßen an.