Ich liebe mein drei Monate altes Baby. Ich liebe meinen Job als Fraktionsvorsitzende im Bayerischen Landtag. Gestern war einer dieser Momente, in denen die Theorie zur Praxis wird. Der bayerische Wirtschaftsminister hat in seiner Regierungserklärung im Parlament 45 Minuten über Wirtschaft geredet, ohne auch nur einmal über Frauen zu sprechen. Ohne zu erwähnen, dass es viele Frauen gibt, die gerne (mehr) arbeiten würden, es aber nicht können, weil wir zu wenig Betreuungsplätze haben. Für mich ist klar: Investitionen in KiTas und Schulen ist nicht einfach „nette“ Sozialpolitik, sondern knallharte Wirtschaftspolitik. Bayern kann es sich schlichtweg nicht mehr leisten, auf die Kompetenz und Leistung von Frauen zu verzichten. Es ist ein Armutszeugnis, dass das von der Regierung in Bayern ignoriert wird. Und gleichzeitig habe ich gestern auch erneut ganz persönlich wieder erlebt, dass es ohne ein gutes Betreuungsnetz nicht möglich ist, seinem Job nachgehen zu können. Geplant war, dass mein Großer in die KiTA geht und die Oma mit ins Parlament kommt und auf mein Baby aufpasst, während ich auf die Regierungserklärung antworte. Denn als Abgeordnete habe ich keine Elternzeit. Und dann kam – wie immer mit kleinen Kindern – alles anders. Mein Großer ist erkältet und dankenswerter Weise übernahm dann die Oma die Betreuung zu Hause, ich musste schnell einen Ersatz organisieren für die Betreuung von meinem Baby, damit ich im Plenum sprechen konnte. Es hat dann zum Glück alles funktioniert, aber entspannt in den Tag bin ich eindeutig nicht gestartet. So wie mir geht es täglich vielen Familien in Deutschland: Wird eine Stelle im genau ausgeklügelten Betreuungsnetz brüchig, bedeutet das einen riesigen Orga-Aufwand und im ungünstigsten Fall kann ein Elternteil dann seinen beruflichen Verpflichtungen nicht nachkommen. Moment, ich präzisiere: Es sind auch im Jahr 2024 am meisten die Frauen, die sich darum kümmern – sowohl um die Organisation all dieser Dinge als auch um die Sorgearbeit. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist aber kein Privatvergnügen, sondern geht uns alle an. Wer kennt das? Habt ihr noch Tipps? #Vereinbarkeit
Ihr Engagement und Ihre Organisationskraft ist beeindruckend! Trotzdem stößt mir auch wieder in diesem Text auf, dass es erst einmal selbstverständlich ist, dass Kinderbetreuung die Aufgabe der Frauen ist. Wenn etwas nicht klappt wie geplant, muss die Frau umorganisieren oder sich beruflich einschränken. Erst ganz am Ende klingt an, dass es eigentlich nicht so sein sollte. Sie haben nach Tipps gefragt? Die VÄTER zu GLEICHEN Teilen in die Verantwortung nehmen! Und es Ihnen auch bei einer Trennung viel schwerer zu machen, sich aus dieser zu stehlen. Väter helfen nicht - und frau muss sich auch nicht dafür bedanken - Väter übernehmen ihre Verantwortung. Erst wenn DAS angekommen ist, wird sich wirklich etwas ändern.
Was mir auch aufgefallen ist, wenn ich beruflich in Deutschland bin: es gibt kaum ‚Nurseries‘. Und damit meine ich nicht einen Wickelraum, sondern einen Pumpraum. Ich wohne in den Niederlanden, wo wir oft schon nach 3 Monate wieder anfangen (müssen) zu arbeiten und dort ist das gesetzlich vorgeschrieben. Aber in Deutschland herrscht leider sehr wenig Verständnis für Mütter, die mit einem Säugling wieder arbeiten. Sogar das internationale Messegelände in Nürnberg (NürnbergMesse Group) hat keine Möglichkeit um dort zu pumpen und wie ich behandelt wurde, als ich danach gefragt habe, war absolut furchtbar. Da habe ich die Kehrseite der großzügigen Elternzeit erlebt. Frauen sollten für beides die Wahl und Unterstützung haben. Ihnen noch viel Erfolg mit dem Jonglieren in den ersten Monaten❤️
Ich habe Ihnen die Tipps bereits auf dem Familientag am Erlanger Berg 2023 gegeben. Sie setzen diese Tipps kampagnentechnisch aber leider nicht um. Es gibt nur den Weg über drastische Fälle, die sich in Bayern und deutschlandweit bereits in Kitas ereignen. Solange Sie meiden, diese Fälle aufs Tableau und in die Öffentlichkeit zu bringen und eine Verbindung zu den Versäumnissen der Verantwortlichen herzustellen, sind Sie an der Misere beteiligt. Übrigens: Die Privilegien von Ihnen und Ihrem Mann sind unglaublich groß.
Meines Erachtens geht diese Diskussion in die falsche Richtung und ich bin ehrlich gesagt verwundert, über diesen Post. Ich habe mir in der Vergangenheit Ihre aus meiner Sicht einseitige Position in Richtung Kita-Ausbau damit erklärt, dass Sie selbst keine Kinder hatten und sich deshalb die von Ihnen hier beschriebene Situation nicht vorstellen können. Dass Sie hier aber weder Väter noch Gesellschaft erwähnen ist schade Wem Wirtschaft und Umwelt wichtig sind, kann im Moment von den großen Parteien nur grün wählen, ja. Wir müssen dabei aber auf Effektivität und Gesellschaft achten. Es ist gesellschaftlich notwendig, dass Eltern (beide) sich um ihre (und andere Kinder) kümmern. Wir haben immer noch Vereinsstrukturen, Kinder die zeitweise krank sein dürfen sollen, einen Erziehungsauftrag und viele Familien ohne Großeltern in der Nähe. Beide Eltern müssen gesellschaftlich anerkannt Zeit dafür bekommen, damit Kinder weniger Hektik mitbekommen, weniger Stress, mehr Freiraum, mehr Geborgenheit. Es können nicht beide 100% arbeiten. Das sprengt Familien, Kinder werden gestresst abgeholt und mit Smartphones/Tabletts ruhig gestellt. Ansprache und Kreativität werden weniger, Smartphone-Spiele und Zucker dienen dauernd „ausnahmsweise“ zu Ruhe
Berufstätige Eltern benötigen für ca. 15 Jahre ein Netzwerk an Personen, die auch spontan ein Kind übernehmen können. Sie brauchen kluge Ideen für rund 72 Ferientage, die Eltern auch ohne gemeinsamen Urlaub, nicht abdecken können. Kinderkrankheiten erfordern ebenfalls zusätzliche Zeit. „zu Hause gesund werden“ ist hierfür eine Option. Die Arbeitszeit erhöhen ist nicht gewollt, selbst wenn es darum geht, der Partnergewalt zu entgehen. Eine Rückkehr nach Elternzeit kann mit einem weitentfernten Dienstort verbunden sein. Teilzeit orientiert sich auch an Öffnungszeiten und Stundenplan. Da die zeitliche Flexibilität eingeschränkt ist, finden Besprechungen gerne außerhalb der verfügbaren Zeiträume statt. Familienbedingte Teilzeitarbeit verursacht bei diesem Elternteil über die Zeit 6-stellige Einkommensverluste und Verluste in der Altersversorgung. Diese Verluste werden bei Trennung nicht berücksichtigt. Fehlende Karriere ebenfalls nicht. Eltern-, Kindererziehungszeiten „Mütterrente“ u.ä. Werden kaum für die Altersversorgung wirksam. Zudem unterscheiden sich die Anerkennungszeiten bei Renten und Beamtenversorgung. Manchmal schließt sich an aktive Kinderzeit die Pflege Angehöriger unmittelbar an. Teilzeit ist wieder eine Option.
Noch ein Tipp: In der Coworking-Bewegung sprießt ein zartes Pflänzchen COWORCare. Es geht darum, wohnortnahe Arbeitsmöglichkeiten in Coworking Spaces mit Care-Angeboten zu verbinden. Das ist auf verschiedenen Wegen möglich. Eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Pflege wollen wir erreichen. Erste Ansätze gibt es bei der Kinderbetreuung, während bei der Pflege von betagten Eltern bzw. Großeltern bzw. von Kranken durch berufstätige Angehörige wir hierzulande noch gar nicht gestartet sind. - "Die Politik" kann mittun, indem sie die Entwicklung und Erprobung innovativer Ansätze fördert.
ein Glück, daß Ihr Baby noch so klein ist und nicht nachvollziehen kann, was in vielen Landtagssitzungen für ein Mist verzapft wird ?? 😉 Ansonsten habe ich eher den Eindruck, daß die Männer Angst vor der Frauenpower haben, wenn man so sieht wie man die behindert ? 😖 Besonders krass ist ja das Thema Schwangerschaftsabbruch, wo alte weiße Männer drüber bestimmen, daß die Frauen eben nicht das Recht haben über ihren Körper zu bestimmen ?? 😒
Schön, dass Sie als Abgeordnete darauf aufmerksam und das Problem sichtbar machen und versuchen, etwas zu bewegen 👏 . Mir stellt sich zwar auch die Frage nach dem Vater - aber das geht mich nichts an. Ich frage: Warum kann man an der Regierungserklärung nicht remote teilnehmen und antworten??? Man wird in Bayern ja wohl noch Geld für einen PC und Bildschirm im Landtag haben? Was wurde ich jahrelang als Studentin schräg angeschaut mit meinen 2 Kindern, mit 21 und 27 bekommen. Was bin ich heute froh drum, dass ich sie hab und dass sie schon so groß sind. Die Kita-Zeit ist hart für Eltern, aber letztlich nur das Bootcamp für die Grundschule. Denn dann kommen die Kleinen nicht nur erschöpft nach Hause, DANN darf man auch noch Lehrer*in spielen, weil die Schulsituation genauso desolat ist, wie die Kitasituation. Bitte kämpfen Sie für mehr Geld in Bildung! Danke.
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2 WochenWieso hat der Landtag keine Kinderbetreuung?