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Bereichsleiter Marketing, Kommunikation und Fundraising bei Caritas Schweiz

Jugendliche sind nur noch auf TikTok. Geflüchtete Menschen sind passive Hilfsempfänger. Es ist doch eh alles hoffnungslos. Wenn Ihnen solche oder ähnliche Sätze bekannt vorkommen, kein Wunder. Denn sie gehören zu einem Narrativ. Sie prägen unser Bild von der Welt und beeinflussen unser tägliches Fühlen und Handeln. Dabei handelt es sich meistens um Glaubenssätze. Und wie der Name schon sagt, lohnt es sich, diese immer und immer wieder zu hinterfragen. Die Aufklärung war schliesslich nie ein abgeschlossenes Projekt. Man kann dabei entweder auf Daten zurück greifen (bei aller Kritik finde ich Factfulness von Hans Rosling immer noch ein Paradebeispiel dafür) oder offen bleiben für Geschichten, die eine Antithese zur "landläufigen Meinung" bilden. So wie diese: "Mein Name ist Mahbube, ich bin 19 Jahre alt und stamme ursprünglich aus Afghanistan, bin aber in Iran aufgewachsen. Seit zwei Jahren lebe ich in der Schweiz. Die Menschlichkeit steht für mich über allem. Ich habe mir dem Ziel vorgesetzt, denen zu helfen, die Unrecht erleiden - insbesondere Frauen und Mädchen in Afghanistan." Mahbube Ibrahimi hat am vergangenen Wochenende den "Young Caritas Award" gewonnen. Das von ihr initiierte Projekt «Wild Flower» ermöglicht afghanischen Mädchen und Frauen durch Online-Kurse Perspektiven. Damit vermitteln sie nicht nur Wissen, sondern schaffen auch ein digitales Netzwerk, das den Austausch untereinander fördert. Dadurch entstehen Beziehungsnetze , die den Frauen neue Perspektiven und Unterstützung bieten. Gratulation und grösster Respekt, Mahbube! Verstehen Sie was ich meine? Es gibt so viele engagierte, kluge, talentierte Menschen da draussen, die unabhängig von Alter, Religion, Herkunft oder Geschlecht an einer besseren Welt feilen. Oft im Hintergrund, meistens unter schwierigsten Bedingungen, nicht selten mit Herausforderungen konfrontiert, die grösser und komplexer nicht sein könnten. Schenken wir diesen Menschen Aufmerksamkeit und nutzen wir ihre Geschichten dazu, dass der Narrativ der Hoffnungslosigkeit, Passivität und des Anti-Humanismus nicht immer weiter um sich greift. Es lohnt sich in jeder Hinsicht. P.S.: ich bin als kleiner Dorfpunk in einer oberbayerischen Kleinstadt aufgewachsen. Zum Glück haben wir damals das Motto: "No Future" aus den 70er Jahren nur auf T-Shirts getragen und nicht zu sehr verinnerlicht.

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