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Bis die Angst verblasst
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eBook315 Seiten4 Stunden

Bis die Angst verblasst

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Über dieses E-Book

"Bis die Angst verblasst" ist eine bewegende Geschichte, die sich um die Geschwister Maren und Thorben sowie ihre Mutter Lizbeth dreht. Maren und Thorben, zwei Kinder aus einer bedürftigen Familie, werden ihrer überforderten Mutter entrissen und in eine Pflegefamilie gebracht. Die Geschichte folgt den Kindern durch diese dramatische Veränderung, zeigt ihre Anpassung an die neue Umgebung und ihre Entwicklung in der Pflegefamilie. Gleichzeitig kämpft Lizbeth in einem Suchtzentrum mit ihren eigenen Dämonen und arbeitet an ihrer persönlichen Heilung.

Die Erzählung verwebt Themen von Verlust, Trauma, Hoffnung und Heilung. Durch die Augen der Kinder erlebt der Leser ihre Ängste, ihre Anpassungsfähigkeit und ihre Sehnsucht nach ihrer Mutter. Lizbeths Weg spiegelt die Herausforderungen wider, mit denen sich Menschen konfrontiert sehen, wenn sie versuchen, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. "Bis die Angst verblasst" ist eine tiefgreifende Erkundung der menschlichen Resilienz und des unerschütterlichen Bandes zwischen Mutter und Kindern.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum14. März 2024
ISBN9783758346477
Bis die Angst verblasst
Autor

Nicole Denker

Mein Name ist Nicole Denker, geboren am 08.08.1986 in Wismar. Mein Lebensweg ist geprägt von der Überwindung persönlicher Herausforderungen. Meine Geschichte ist nicht nur ein Spiegel meiner eigenen Erlebnisse, sondern auch ein Ausdruck meines Wunsches, anderen Mut zu machen und zu zeigen, dass Veränderung und Heilung möglich ist.

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    Buchvorschau

    Bis die Angst verblasst - Nicole Denker

    Das Ergebnis ist ein Werk, das nicht nur ein persönliches Porträt zeichnet, sondern auch als Spiegel für die Leserschaft dient. Es verdeutlicht, wie sehr unsere eigenen Geschichten und die unserer Liebsten miteinander verwoben sind und wie aus dem Austausch und dem Verstehen dieser Verbindungen Heilung entstehen kann.

    Erst nach endlosen Unterhaltungen mit meiner Mutter gelang es mir, ihre Gefühle, Ängste und Sorgen authentisch in diesem Buch einzufangen. Jahre vergingen, bis ich die Reife und Tiefe erlangte, die notwendig waren, um diese Seiten zu füllen.

    Diese tiefen Gespräche offenbarten nicht nur die verborgenen Schichten ihrer Persönlichkeit, sondern auch die universelle Verflechtung menschlicher Emotionen, die uns alle verbindet.

    NACH EINER WAHREN BEGEBENHEIT

    Inhaltsverzeichnis

    ZWISCHEN LIEBE UND VERLUST

    DER WEG ZUR VERÄNDERUNG

    IM SCHATTEN DER UNSICHERHEIT

    SCHATTEN DER VERGANGENHEIT

    ZWISCHEN HOFFNUNG UND VERZWEIFLUNG

    DER WEG ZURÜCK NACH HAUSE

    EIN NEU ANFANG IN SICHT

    NEUE HEIMAT, ALTE ENTTÄUSCHUNGEN

    EIN NEUER ANFANG

    VERLORENE UNSCHULD

    LIZBETHS VERZWEIFELTER KAMPF UM NORMALITÄT

    DER STILLE SCHMELZ

    EIN KAMPF UM SCHUTZ UND WÜRDE

    GEWALT, UNSCHULD UND GESCHWISTEBLIEBE

    LIZBETH MUTIGER KAMPF FÜR IHRE KINDER

    EIN DÜSTERES KAPITEL ENDET

    VERSTRICKUNGEN DER VERGANGENHEIT

    EIN ERSCHÜTTERDER WEG ZUR HEILUNG

    MAREN WIRD OPFER BRUTALER ERZIEHUNG

    KAMPF UM GESUNDHEIT UND VERTRAUEN

    HOFFNUNG NACH DEM STURM

    LIZBETHS ENTSCHLOSSENHEIT INMITTEN VON HERAUSFORDERUNGEN

    OFFENBARUNGEN UND KONSEQUENZEN

    VERTRAUEN UND VERRAT

    MARENS SCHWERER KAMPF GEGEN KRANKHEIT UND

    EINE UNERWARTETE REISE FÜR MAREN UND THORBEN

    ZWISCHEN ALPTRÄUMEN UND HOFFNUNG

    DER SCHWIERIGE WEG ZUR GENESUNG

    LIZBETH KAMPF UM DIE RÜCKKEHR ZU DEN KINDERN

    DIE LAST DER VERGANGENHEIT

    DER WEG ZUR SELBSTHEILUNG

    ZWISCHEN ZWEI WELTEN

    LIZBETHS SUCHE NACH STABILITÄT UND LIEBE

    DAS WAGNIS DER RÜCKKEHR

    ZWISCHEN HOFFNUNG UND REALITÄT

    AUF SICH ALLEIN GESTELLT

    LIZBETHS KAMPF UM EINEN NEU ANFANG

    FREUNDSCHAFTEN UND HERAUSFORDERUNGEN

    GEMEINSAM DURCH STÜRMISCHE ZEITEN

    EIN ZUHAUSE FÜR JEDEN

    LIZBETH ZWISCHEN SCHATTEN UND LICHT

    DAS RINGEN UM NORMALITÄT

    DIE SCHMERZLICHE ERKENNTNIS

    ZWISCHEN LIEBE UND VERTRAUENSBRUCH

    LIZBETHS REISE ZU SICH SELBST

    MAREN'S WEG ZUR AKZEPTANZ

    DER WEG INS LICHT

    MARENS WEG ZU SELBSTSTÄRKE

    IN DEN WIRREN DES LEBENS

    MARENS SUCHE NACH ZUGEHÖRIGKEIT

    LIZBETHS VERZWEIFELTER WEG

    WENN DIE VERMTWORTUNG SCHWER WIEGT

    VON LIEBE UND LASTEN

    ÜBER HÜRDEN DER LIEBE

    AUFBRUCH INS UNGEWISSE

    ABSPANN

    ZWISCHEN LIEBE UND VERLUST

    Maren war gerade erst drei Jahre alt, als sie und ihr großer Bruder Thorben im Alter von vier Jahren zum ersten Mal ihrer Mutter entrissen wurden. Maren war ein aufgewecktes, neugieriges Mädchen mit langen, braunen Locken und durchdringend blauen Augen, die manch Fassade durchleuchteten. Thorben hingegen war schüchtern, aber genauso pfiffig und aufgeweckt. Seine blauen Augen strahlten, und sein kurzes, braunes Haar verlieh ihm einen kindlichen Charme. Trotz ihres jungen Alters trugen beide Kleidung aus der Altkleiderkammer, mit kleinen Löchern von Motten oder Mäusen.

    Die Familie konnte sich weder neue Kleider noch Bücher oder Spielzeug leisten, und oft mangelte es an Essen und Hygiene. Dies spiegelte sich in der zarten Statur der Kinder wider, die dünn und mit vielen Knoten in den Haaren waren. Nur wenige Wochen zuvor waren Maren, ihr Bruder Thorben und ihre Mutter Lizbeth in einem Nachtzug nach Westdeutschland gereist. Ihr Ziel war das kleine Städtchen Bruchsal, wo subventionierte Wohnungen Familien aus Ostdeutschland eine neue Perspektive bieten sollten. Der Vater, der sich abgewandt hatte, existierte nicht mehr in ihrem Leben.

    Die Familie fand vorübergehend in einer kleinen Kellergeschosswohnung auf dem Gelände eines alten Klosters namens Die Comburg Unterschlupf. Die Wohnung war düster mit wenigen Fenstern, nur etwa 40 Quadratmeter groß und umfasste zwei Zimmer. Die Kinder konnten von ihrem Zimmer aus durch die Fenster in den Hof krabbeln, während die Mutter auf dem Sofa im Wohnzimmer schlief.

    Lizbeth, die Mutter, war eine starke Frau mit einer bewegten Vergangenheit. Klein und schlank mit wunderschönen schwarzen Locken und großen braunen Augen hatte das Leben der 25-Jährigen bereits harte Prüfungen auferlegt. Mit 11 Jahren war sie alkoholabhängig und schwänzte die Schule. Lizbeth stammte aus einem Elternhaus ohne Liebe, fand jedoch Trost bei ihren Großeltern. Mit 18 Jahren zog sie aus, arbeitete als Kellnerin und traf Günther, den Vater der Kinder. Er hatte, wie Lizbeth, schwarze Haare. Er war normaler Größe, schlank und am Arm hatte er einen Ankertatoo. Das war für ihn schon die dritte Ehe. Sie verliebten sich schnell und heirateten. Schon mit 21 Jahren bekam sie einen kleinen jungen, und kurz darauf ein kleines Mädchen und schließlich mit 24 Jahren ein weiteren jungen, den sie zur Adoption frei gab.

    Die Ehe endete, als Günther die Tochter nicht akzeptierte.

    Im September, mitten in der Nacht, wurden Maren und Thorben von fremden Händen aus ihren Betten gerissen. In diesem tragischen Moment wurden sie von ihrer überforderten Mutter Lizbeth getrennt. Die Kinder schrien nach ihrer Mutter, die nur hilflos im Türrahmen stand.

    Beide starr vor Angst, nicht wissend was los ist, schrien und weinten sie nach ihrer Mutter „Mama, was passiert hier. Wieso nehmen diese Menschen uns mit?."

    Ein Versprechen der Liebe begleitete sie, als sie aus dem Raum getragen wurden. Beide versuchten mit aller Kraft sich den fremden Händen zu entreißen, um zu ihrer Mutter zu gelangen. Nach dem schmerzhaften Abschied brach Lizbeth unter Tränen zusammen, griff zu Zigaretten und Apfelkorn, während sie sich fragte, wie es nun weitergehen sollte.

    Lizbeth versuchte sich einzureden, dass es das Beste für sich und den beiden war. Sie wollte, dass ihre kleinen eine Chance auf ein Leben hatten. Doch Lizbeth stand nur da, überfordert und nahe einem Kollaps. Sie war nicht in der Lage, weder geistig noch körperlich, etwas zu unternehmen. Der Schock war groß und Hilflosigkeit durströmte ihren Körper.

    „Ich komme euch bald wieder nach Hause holen. Ich liebe euch, vergesst dass nicht, schrie Lizbeth zum Abschied.

    Als ihre Kinder aus dem Haus waren, sackte Lizbeth unter Tränen in sich zusammen. Hastig und mit zitternden Händen zündetet sie sich eine weitere Zigarette an und nahm einen weiteren tiefen Schluck aus der Apfelkornflasche. Dass tat sie öfters, wenn sie überfordert war oder nicht weiterwusste. Sie sparte oft an ihrem eigenen Essen, um sich Zigaretten und Alkohol zu kaufen.

    Sie wusste nicht, wie es jetzt weiter gehen soll, Lizbeth wusste nur, dass sie schleunigst Hilfe brauchte.

    DER WEG ZUR VERÄNDERUNG

    In Tränen aufgelöst versuchte sie, ihren Schmerz mit Alkohol zu ertränken.

    „Wer hat eine Meldung ans Jugendamt gemacht?", murmelte Lizbeth vor sich hin. Sie wusste, dass Alkohol keine Lösung war, aber es half ihr, mit ihren Gefühlen klarzukommen. Das Jugendamt legte ihr einen Besuch in einer Suchtklinik nahe. Sie müsse unbedingt trocken werden und ihre Gefühle sowie ihr Leben in den Griff bekommen. Nach einer Weile schlief Lizbeth betrunken auf dem Boden ein. Der nächste Tag war schon angebrochen, und die ersten Sonnenstrahlen fielen in die Kellerwohnung.

    Als Lizbeth wieder zu sich kam, überkam sie der Schmerz darüber, dass ihre Kinder in der vergangenen Nacht weggenommen worden waren. In ihrer Verfassung schien es unmöglich, eine Suchtklinik zu finden und dorthin zu gelangen. Sie besaß weder Auto noch Führerschein. Lizbeth brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. Sie warf sich eine Schmerztablette gegen die Kopfschmerzen ein, zog sich an und benutzte etwas Wasser, um sich zu erfrischen. Dann machte sie sich auf den Weg zum Hausarzt, in der Hoffnung, dass er ihr weiterhelfen konnte.

    Dort angekommen, sah sie die Dame am Empfang streng an, erkannte jedoch sofort, dass diese Frau dringend Hilfe brauchte. Die Empfangsdame bat Lizbeth, einen Moment im Wartezimmer Platz zu nehmen, da der Arzt sich gleich Zeit für sie nehmen würde. Lizbeth wartete etwa eine Stunde, was ihr wie eine Ewigkeit ohne Zigaretten oder Alkohol vorkam. Sie fing an zu zittern und bemerkte schnell, dass ihr körperlicher Zustand von Minute zu Minute abbaute.

    Lizbeth raffte sich auf, um nach einem Arzt zu fragen. Ein starkes, unkontrolliertes Zittern überkam sie, als sie aufstand. Nach wenigen Sekunden wurde es besser, und sie konnte zum Empfang gehen. Kurzatmig und mit zitternden Beinen erreichte sie den Tresen, an dem sie sich krampfhaft festhielt. Ihr Hausarzt kam und rief gleichzeitig den Krankenwagen.

    „Frau Weidmann, können Sie ins Sprechzimmer laufen?", fragte der Arzt etwas lauter. Er hatte den Eindruck, als sei Lizbeth nur bedingt aufnahmefähig, womit er auch Recht hatte. Lizbeth schaute den Arzt nur an und brach dann zusammen. Wenige Minuten später fand sie sich auf der Liege im Sprechzimmer wieder. Am Arm hatte sie ein Pulsmessgerät, und in der Tür standen Sanitäter, die Lizbeth zum Transport vorbereiteten.

    „Was ist passiert?", fragte sie verwirrt und schaute dabei den Arzt an.

    „Ihr Körper ist kollabiert. Sie werden jetzt erstmal ins Krankenhaus für weitere Tests gebracht, um auszuschließen, dass Organe beschädigt sind, mit diesen Worten ließ der Arzt die Sanitäter durch und nahm ihr das Pulsmessgerät ab. „Ich brauche Hilfe. Ich muss in eine Suchtklinik, flehte Lizbeth den Arzt an. „Sie haben mir letzte Nacht meine Kinder genommen."

    „Keine Sorge, Frau Weidmann, im Krankenhaus wird man sich um Sie kümmern", redete der Arzt beruhigend auf Lizbeth ein.

    In der Notaufnahme wurde Lizbeth von oben bis unten untersucht. Herz, Lunge, Leber, Niere und den Blutkreislauf. Alles wurde genau geprüft und getestet. Es schien bisher alles in Ordnung zu sein. Nur die Lunge war auffällig. Es hatte sich viel Teer darin gesammelt, was das starke Rauchen verursacht hatte.

    Lizbeth war auf sich allein gestellt. Sie hatte keine Hygieneartikel, keine frische Wäsche oder Zigaretten dabei. Sie hatte auch keine Freunde oder Verwandte, die ihr gerade etwas bringen konnten. Nach ein paar Stunden in der Notaufnahme wurde sie auf die normale Station verlegt. Am Nachmittag wollte ein Arzt bei ihr reinschauen, um mit ihr die Ergebnisse und das weitere Vorgehen zu besprechen. Jetzt sollte sie sich erstmal ausruhen und zu Kräften kommen. Die Ärzte hatten ihr ein Beruhigungsmittel gespritzt, und Lizbeth schlief tief und fest ein.

    Als sie wenige Stunden später erwachte, zog sie sich schnell ihre Schuhe an und suchte das Krankenhauscafé, in dem es sicherlich auch Zigaretten gab. Sie hatte fünf Mark einstecken, das reichte hoffentlich für etwas Tabak und Hülsen. Sie hatte Glück, das Krankenhauscafé war auch ein kleiner Kiosk, in dem die Patienten einkaufen konnten. Es gab sogar die Lieblingszigarettenmarke von Lizbeth, und das Geld reichte gerade so. Eigentlich hoffte sie, dass etwas übrigbleiben würde, damit sie eine Telefonkarte kaufen konnte. Lizbeth wollte unbedingt beim Jugendamt anrufen, um in Erfahrung zu bringen, wo ihre Kinder sind und wie es ihnen geht. Im Nachhinein ärgerte sich Lizbeth, dass sie zuerst die Zigaretten gekauft hatte. Sie war wieder mal nur auf sich bedacht gewesen.

    Am Nachmittag kam der Visitenarzt und präsentierte Lizbeth die Ergebnisse ihrer Blutwerte sowie der Untersuchung der inneren Organe.

    „Guten Tag Frau Weidmann, mein Name ist Dr. Gregorian. Wie geht es Ihnen?",

    „Guten Tag Dr. Gregorian, mir geht es schon viel besser als heute Morgen. Wobei ich immer noch stark zittere und es auch nicht kontrollieren kann", gespannt wartet Lizbeth auf ihre Ergebnisse.

    „Das freut mich zu hören. Dass mit dem Zittern wird auch erstmal nicht aufhören. In ihren Blutwerten haben wir einen Promillewert von 3,2 gemessen. Dieser Wert ist höher als ein normaler Alkoholabsturz. Konsumieren Sie regelmäßig Alkohol Frau Weidmann?", fragte Dr. Gregorian ganz offen ohne Umschweife. Er hatte im Laufe seiner Dienstjahre gelernt, dass es meist nichts hilft, um den heißen Brei herumzureden.

    „Ja leider schon. Das hilft mir, mit mir selbst klarzukommen" gab Lizbeth beschämt zu.

    „Das erklärt einiges. Wir haben auch Auffälligkeiten bei Ihrer Lunge festgestellt. Der starke Teerkonsum durch das Rauchen hat Spuren hinterlassen. Es wäre ratsam, wenn Sie mit dem Rauchen aufhören würden", erklärte Dr. Gregorian.

    „Ich weiß, dass ich einiges ändern muss. Aber im Moment treibt mich die Sorge um meine Kinder um. Haben Sie Informationen darüber, wo sie sich befinden?", fragte Lizbeth besorgt.

    „Ich kann verstehen, dass Sie besorgt sind. Allerdings habe ich keine Informationen darüber. Ihr Hauptfokus sollte jetzt auf Ihrer Gesundheit liegen. Wir können Ihnen bei Ihrem Alkoholproblem und auch beim Rauchstopp helfen. Es gibt hier im Krankenhaus entsprechende Programme und Beratungen", schlug der Arzt vor.

    „Das ist wichtig, ich will mein Leben ändern. Aber bitte, gibt es irgendeine Möglichkeit, mehr über meine Kinder zu erfahren?", bettelte Lizbeth.

    „Ich werde mich erkundigen, ob es eine Kontaktperson gibt, die Sie informieren kann. Geben Sie mir bitte etwas Zeit", sagte Dr. Gregorian.

    „Vielen Dank, Dr. Gregorian", sagte Lizbeth, während sie die Unterlagen entgegennahm. Die Gedanken an den möglichen Schaden, den sie sich selbst zugefügt hatte, ließen sie nachdenklich werden. Die Vorstellung einer Entzugsklinik war ihr zwar unangenehm, aber sie erkannte die Dringlichkeit, ihr Leben in den Griff zu bekommen.

    Lizbeth blieb allein zurück und hoffte darauf, bald mehr über den Verbleib ihrer Kinder zu erfahren.

    „Ich weiß, dass es schwer ist, aber der Weg in die Klinik könnte ein erster Schritt zu einem besseren Leben sein, fügte Dr. Gregorian hinzu. „Wir werden Sie unterstützen, so gut wir können.

    „Regelmäßiger Alkoholgenuss kann ihrem Körper erheblichen Schaden zufügen und endet oftmals mit dem Tod. Sie sollten eine Entzugsklinik besuchen, mit diesen Worten drehte sich der Arzt zu einer der Helferinnen um. „Bitte geben Sie Frau Weidmann die Prospekte von der Klinik in Weinsberg Frau Hofmeyer.

    „Ich würde dies sehr gerne in Anspruch nehmen Dr. Gregorian. Wie komme ich da hin? Was muss ich machen, um dort einen Platz zu erhalten?", Lizbeth war dem Arzt dankbar, dass er ihr schon eine passende Klinik herausgesucht hatte.

    „Suchtkliniken haben oftmals Plätze für Akutfälle. Ich würde Sie als solchen einstufen und sie in zwei Tagen dorthin verlegen lassen", schlug der Arzt vor.

    „Das wäre wunderbar" freute sich Lizbeth. Jetzt muss sie sich nur noch ein paar Klamotten und Hygieneartikel von zu Hause besorgen.

    „Sie haben die Möglichkeit morgen Vormittag nach Hause zu fahren, um ein paar Sachen für die Klinik zu packen. Seien Sie bitte zum Mittagessen wieder hier, damit wir nochmals nach Ihnen sehen können." Lizbeth wunderte sich über Dr. Gregorian, als hätte er ihre Gedanken gelesen. Am liebsten wäre sie aus dem Bett gesprungen, um den Arzt vor Dankbarkeit zu umarmen.

    Nachdem der Arzt das Zimmer verlassen hatte, blieb Lizbeth mit den Informationsmaterialien zurück. Sie blätterte durch die Prospekte und las über die verschiedenen Therapieansätze. Der Gedanke, sich dieser Herausforderung zu stellen, wurde in ihrem Kopf immer präsenter.

    „Ich muss etwas ändern", murmelte sie vor sich hin. Mit einem Blick auf die Uhr realisierte sie, dass es Zeit war, die Kinder zu suchen und sich über ihren Verbleib zu informieren. Der Drang nach Antworten und die Angst um ihre Kinder trieben Lizbeth dazu, die Klinikpläne vorerst zu verschieben und sich auf die Suche zu machen.

    Die Gedanken an ihre Kinder übermannten sie, und sie entschied sich, zuerst beim Jugendamt anzurufen, um nach ihren Kindern zu fragen. Nach dem Telefonat konnte sie dann zu Hause ein paar persönliche Gegenstände für die Klinik packen.

    Am nächsten Morgen stand Lizbeth früh auf und fuhr mit dem Bus zu ihrer Wohnung. In Eile packte sie einige persönliche Gegenstände und sorgte dafür, dass ihre Wohnung sicher war. Sie informierte auch ihren Vermieter über die neuen Umstände. Zurück im Krankenhaus kaufte sie eine Telefonkarte, um das Jugendamt anzurufen.

    In der großen Eingangshalle des Krankenhauses fand Lizbeth eine Telefonnische gegenüber dem Café. Aufgeregt wählte sie die Nummer des Jugendamtes und teilte ihre aktuelle Situation mit. Die Mitarbeiterin versprach, die Informationen weiterzuleiten, konnte jedoch keine Auskunft über den Aufenthaltsort ihrer Kinder geben. Frustriert rauchte Lizbeth eine Zigarette vor der Tür.

    Die Ärzte hatten ihr ein Mittel gegen das Verlangen nach Alkohol gegeben, was ihr half, den Tag zu überstehen. Trotzdem konnte das Zittern nicht gelindert werden. Lizbeth hatte ihre Sachen nicht ausgepackt, da sie am nächsten Morgen weiterreisen würde. Anspannung und Sehnsucht nach ihren Kindern begleiteten sie. Am nächsten Morgen sollte sie frühzeitig zur Entzugsklinik nach Weinsberg gebracht werden.

    IM SCHATTEN DER UNSICHERHEIT

    Maren und Thorben wurden auf die Rückbank eines Autos gesetzt. Beide weinten und hatten große Angst. Thorben versuchte seine kleine Schwester zu beruhigen und ein starker, großer Bruder zu sein.

    „Keine Angst, Maren. So lange wie wir zusammen sind, kann uns nichts passieren", versuchte er, so selbstsicher wie möglich zu klingen, doch seine Tränen verschluckten seine Worte. Maren verstand kein Wort von dem, was die fremden Menschen ihr und ihrem Bruder mitteilten. Die Menschen sagten, sie seien Mitarbeiter vom Jugendamt und würden beide nun in eine Familie bringen, bei der sie vorübergehend bleiben könnten. Auch ihr Bruder schaute ratlos zu ihr herüber und drückte dabei ihre Hand. Das kleine Mädchen mit den sonst so strahlenden Augen war gebrochen. Sie fühlte sich verraten von ihrer Mutter. Maren versuchte immer noch alles zu verarbeiten, was passiert war. Auch ihr Bruder Thorben sackte in sich zusammen und starrte finster auf den Fußboden vor sich.

    Maren hatte ein stark ausgeprägtes Menschenverständnis. Sie konnte nicht nur die Empfindungen der Menschen um sich herum, sondern auch deren Charakter, ohne jeweils mit ihnen gesprochen zu haben, bei nur einem kurzen Blick spüren. Doch was sie jetzt empfand, war Wut, Verzweiflung und Angst davor, was als Nächstes kommen würde.

    Die Habseligkeiten, die Maren und Thorben besaßen, passten in einen kleinen Rucksack. Eilig hatten die fremden Menschen nur ein paar Kleidungsstücke und jeweils ein Spielzeug vom Sperrmüll für die Kinder zusammengepackt. Sie hatten nur ihre Hausschuhe und eine Jacke übergeworfen bekommen.

    Die Fahrt schien eine Ewigkeit zu dauern. Maren und Thorben waren erschöpft. Der Mond war vom Seitenfenster der schwarzen Limousine gut zu erkennen. Bald ist Vollmond. Endlich angekommen, stiegen Maren und ihr Bruder Thorben zögerlich aus dem Auto. Sie blieben vor einem schönen, großen Einfamilienhaus stehen. Das Haus stand in einer Reihe anderer Neubauhäuser direkt im Wendehammer eines Wohngebiets. Die Kinder konnten auf der Straße spielen, malen und Fahrrad fahren, ohne dass Autos sie behinderten.

    Im Vorgarten standen Kinderfahrräder, und auch ein Sandkasten sowie eine Schaukel waren für Maren und Thorben erkennbar. Das Haus war von außen beleuchtet, mit rotem Klinker überzogen und hatte eine schwarze Haustür. Hinter dem Haus erstreckte sich ein großer Garten mit einem Tor und einem Trampolin.

    Der Mitarbeiter des Jugendamts, ein Mann mittleren Alters mit leicht graumelierten Haaren und eher hagerer Statur, kniete sich zu Maren und Thorben hinunter. Er sprach mit sanftem und ruhigem Ton:

    Ich weiß, ihr habt Angst. Alles ist neu und ungewiss. Mein Name ist Keith, und ich werde euch begleiten. Diese Pflegefamilie hat auch Kinder in eurem Alter und freut sich darauf, euch kennenzulernen. Ihr werdet eine Weile bei ihnen bleiben.

    „Eine Pflegefamilie ist eine ganz normale Familie mit Mama, Papa und oft auch eigenen Kindern. Sie nehmen fremde Kinder auf, betreuen und erziehen diese, wenn die Kinder nicht bei ihren leiblichen Eltern aufwachsen können", erklärte Keith.

    „Die Kinder sind nur für einen bestimmten Zeitraum oder manche sogar dauerhaft in Pflegefamilien untergebracht."

    „Kann jeder eine Pflegemama oder Pflegepapa sein?", fragte Maren.

    „Nein, man muss sich erst einmal dafür qualifizieren. Hierzu sind einige Unterlagen nötig, wie zum Beispiel ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis, in dem steht, ob sie lieb oder böse waren, oder ein Gesundheitsattest aller Pflegemamas und Pflegepapas. Damit wird geschaut, ob alle gesund sind. Zudem wird geprüft, ob die Pflegeeltern genug Geld haben, um fremde Kinder aufzunehmen, und sie müssen an vielen Schulungen und Eignungsverfahren teilnehmen. Dann entscheiden wir vom Jugendamt, ob diese Familie geeignet ist, Kinder in Not aufzunehmen und zu betreuen. Wir schauen uns von jeder Pflegefamilie vorher ihr Zuhause an, ob es sauber, ordentlich ist und ob genug Essen sowie Kleidung vorhanden sind", erläuterte Keith geduldig. Er versuchte es so kindgerecht wie möglich zu erklären. Er selbst hatte keine Kinder, konnte aber sehr gut mit ihnen umgehen und hatte ein feines Gespür für die Empfindungen der Kleinen. Darum liebte er seinen Job und hing mit Herzblut daran. Maren und Thorben waren sein dritter schwerer Fall, mit dem er es zu tun bekam. Nur selten musste er nachts in ein Haus gehen, um die Kinder dort herauszuholen. Das nahm ihn schon sehr mit.

    „Werden Maren und ich zusammenbleiben?, fragte Thorben. „Natürlich werdet ihr das. Wir gehen jetzt erstmal rein und ihr lernt die Familie kennen. Sicherlich gibt es die Möglichkeit, dass ihr gemeinsam in einem Zimmer schlafen könnt, antwortete Keith, der Mitarbeiter vom Jugendamt, mit einem Lächeln. Thorben packte die Hand seiner kleinen Schwester, während Keith die Stufe zur Haustür emporging, um zu klopfen. Klingeln durfte er um diese Uhrzeit nicht, denn die Kinder der Familie schliefen. Eine schlanke, eher kleine Frau mit kurzen blonden Haaren öffnete die Tür und lächelte Maren und Thorben freundlich an. „Hallo ihr zwei, ich bin Angeline, schön dass ihr da seid. Wir haben schon auf euch gewartet und heißen Kakao gemacht. Hinter Angeline kam ein großer, ebenfalls schlanker Mann mit kurzen schwarzen Haaren hervor. Auch er lächelte beide freundlich an. „Guten Abend Maren und Thorben. Ich bin Richard, gebt mir eure Sachen, ich trage diese schon mal ins Haus.

    Im Haus vernahm man aufgeregtes Gebell, und ein Hund stürmte freudig auf die beiden Kinder zu, um sie zu begrüßen. Er sprang hoch und versuchte, Maren und Thorben zu beschnuppern und abzulecken.

    „Ihh, lass das!", kicherte Maren. Eine angenehme Wärme strömte von

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