Ausland

Bei erneuten proeuropäischen Protesten in Georgiens Hauptstadt Tiflis ist es gestern Abend vor dem Parlament zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstrierenden und der Polizei gekommen.

Maskierte Polizisten in Schutzausrüstung setzten Gummigeschoße, Tränengas und Wasserwerfer ein, um Demonstrierende zu vertreiben, die mit Feuerwerkskörpern warfen, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP beobachtete.

Präsidentin: Kein Rücktritt ohne Wahl

Die proeuropäische Präsidentin Georgiens, Salome Surabischwili, will unterdessen nach eigenen Worten nicht aus dem Amt scheiden, bis die umstrittene Parlamentswahl vom Oktober wiederholt wird. „Solange es keine neuen Wahlen gibt und ein Parlament, das einen neuen Präsidenten nach neuen Regeln wählt, wird mein Mandat andauern“, sagte Surabischwili gestern in einem Interview mit der AFP.

Demonstration in Tiflis
Reuters/Irakli Gedenidze

Die Regierungspartei Georgischer Traum hatte nach ihrem von Betrugsvorwürfen überschatteten Sieg bei der Parlamentswahl mit ihrer Parlamentsmehrheit die Wahl eines neuen Staatspräsidenten am 14. Dezember beschlossen.

Die großen Proteste in dem Kaukasus-Staat hatten am Donnerstagabend begonnen. Sie richten sich insbesondere gegen den von Regierungschef Irakli Kobachidse angekündigten Aufschub der EU-Beitrittsverhandlungen des Landes bis 2028.

Nach der Parlamentswahl in Irland deuten Prognosen auf eine schwierige Regierungsbildung hin. Die beiden großen Mitte-rechts-Parteien Fine Gael und Fianna Fail sind Hochrechnungen gestern zufolge nach den Wahlen vom Freitag zwar auf bestem Weg, wieder an die Macht zu kommen.

Sie werden aber wohl mindestens einen neuen kleineren Partner brauchen. Den Wahlkampf dominierten die gestiegenen Lebenshaltungskosten, Migration, hohe Immobilienpreise und Wohnungsnot.

Fine Gael und Fianna Fail kamen den aktuellen Erhebungen von Virgin Media News zufolge auf 20,5 beziehungsweise 21,9 Prozent der Erststimmen. Die linke Sinn Fein erhielt etwa 19,1 Prozent. Die beiden Mitte-rechts-Parteien haben eine Allianz mit Sinn Fein ausgeschlossen.

Für eine Mehrheit im Parlament sind 88 Sitze erforderlich. Auch bei einer Allianz werden Fina Gael und Fianna Fail den Prognosen zufolge nicht an diese Marke herankommen. Offen war, ob sie dafür einen oder zwei weitere Koalitionspartner benötigen.

Der frühere israelische Verteidigungsminister Mosche Jaalon hat der Armee seines Landes eine „ethnische Säuberung“ im Gazastreifen vorgeworfen und damit empörte Reaktionen ausgelöst. „Die Straße, die wir entlanggeführt werden, ist Eroberung, Annexion und ethnische Säuberung“, sagte Jaalon gestern in einem Interview mit dem privaten Sender DemocratTV. Gestern gab es bei israelischen Angriffen wieder zahlreiche Tote.

Auf die Nachfrage der Journalistin, ob er glaube, dass Israel sich in Richtung „ethnische Säuberung“ bewege, sagte Jaalon: „Was passiert dort? Es gibt kein Beit Lahija mehr, kein Beit Hanun, die Armee interveniert in Dschabalija, und in Wahrheit wird das Land von Arabern gesäubert.“

Der Norden des Gazastreifens, in dem die von Jaalon genannten Gebiete liegen, sind seit dem 6. Oktober Ziel einer israelischen Offensive, mit der eine Neugruppierung der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas verhindert werden soll.

Von 2002 bis 2005 Armeechef

Der 74-jährige Jaalon war von 2002 bis 2005 Armeechef, bevor Israel sich aus dem Gazastreifen zurückzog. Er war Verteidigungsminister und Vizeministerpräsident, bevor er 2016 wegen Meinungsverschiedenheiten mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zurücktrat.

Während seiner Karriere in der konservativen Likud-Partei hatte er den Ruf eines Falken. 2019 verbündete er sich mit dem aktuellen Oppositionschef Jair Lapid, bis er sich 2021 aus der Politik zurückzog.

Seine jüngsten Äußerungen lösten in Israel umgehend Verärgerung aus. Der rechtsextreme Sicherheitsminister Itamar Ben Gvir sagte, es sei eine „Schande“ für Israel, „so eine Person als Armeechef und Verteidigungsminister gehabt zu haben“.

Netanjahus Likud-Partei verurteilte Jaalons „unehrliche Bemerkungen“ und bezeichnete sie als „Geschenk für den IStGH und das Lager der Israel-Feinde“. Damit bezog sich die Partei auf den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH), der am 21. November einen internationalen Haftbefehl gegen Netanjahu und dessen ehemaligen Verteidigungsminister Joav Gallant wegen des Vorwurfs der Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit erlassen hatte.

Der designierte US-Präsident Donald Trump hat Charles Kushner, den Vater seines Schwiegersohns Jared Kushner, als US-Botschafter in Frankreich nominiert.

Charles Kushner
Reuters/Jeenah Moon

Kushner sei „ein unglaublicher Unternehmenschef, Menschenfreund und Dealmaker, der als starker Anwalt unser Land und unsere Interessen vertreten wird“, sagte Trump gestern in seinem Onlinedienst Truth Social. Jared „hat mit mir im Weißen Haus eng zusammengearbeitet“, fügte Trump mit Verweis auf seinen Schwiegersohn hinzu.

Der bewaffnete Arm der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas hat gestern ein Video von einem jungen Mann veröffentlicht, der sich selbst als israelische Geisel beschreibt.

Der Mann richtet sich auf Englisch an den designierten US-Präsidenten Donald Trump und auf Hebräisch an Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu. Er fordert von seinen Landsleuten, Druck auf die Regierung auszuüben, um seine Freilassung und die der anderen Hamas-Geiseln zu erwirken.

Das Video wurde von den Essedin-al-Kassam-Brigaden veröffentlicht. Der Zeitpunkt der Aufnahme ist jedoch unklar. In dem mit bedrohlicher Musik unterlegten Video in dunkler Umgebung ruft er Trump auf, sich für Verhandlungen über die Freilassung der Geiseln im Gazastreifen einzusetzen.

Zudem solle er nicht „den Fehler“ von US-Präsident Joe Biden wiederholen, Israel Waffen zu liefern, die die Geiseln töten würden. In der Gewalt der Entführer sollen sich noch rund 100 Geiseln befinden, von denen viele jedoch schon tot sein dürften.

Umstände der Aufnahme unklar

Die Geiselnehmer fügten mehrmals Szenen der Verzweiflung und von Weinkrämpfen des 20-Jährigen in das Video ein. Er sprach zunächst auf Hebräisch und warf Netanjahu vor, die Geiseln im Stich gelassen zu haben. Auf Englisch wandte er sich dann direkt an Trump.

Unter welchen Umständen das Video entstand und ob der Mann aus freien Stücken oder unter Drohungen sprach, war zunächst unbekannt. Israelische Medien gingen davon aus, dass er einen vorgegebenen Text aufsagen musste.

Die Aufnahme ist nicht datiert, der 20-Jährige sagt aber darin, er sei „seit mehr als 420 Tagen“ Gefangener der Hamas. Er war bei dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 verschleppt worden, nächsten Samstag vor 420 Tagen.

Der designierte US-Präsident Donald Trump hat den Ländern des BRICS-Bündnisses mit hohen Zöllen gedroht, sollten sie sich vom US-Dollar als internationales Zahlungsmittel abwenden. „Wir verlangen die Zusage, dass sie weder eine neue BRICS-Währung schaffen noch eine andere Währung unterstützen werden, um den mächtigen US-Dollar zu ersetzen“, schrieb Trump gestern auf seiner Onlineplattform Truth Social. Ansonsten werde er auf Waren aus diesen Ländern „Zölle von 100 Prozent“ verhängen.

Die Abkürzung BRICS steht für die Anfangsbuchstaben der ersten fünf Mitglieder Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Anfang dieses Jahres kamen der Iran, Ägypten, Äthiopien und die Vereinigten Arabischen Emirate dazu.

Es handelt sich um eine Gruppe aufstrebender Industrienationen. Weitere Länder streben ebenfalls eine Mitgliedschaft an. Trump wird am 20. Jänner für eine zweite Amtszeit vereidigt.

Trump: Trudeau nach Drohung Zusagen gemacht

Wenige Tage nach der Ankündigung Trumps von Strafzöllen unter anderem gegen Kanada haben unterdessen dieser und der kanadische Ministerpräsident Justin Trudeau miteinander gesprochen. „Wir haben viele wichtige Themen besprochen, die beide Länder gemeinsam angehen müssen“, schrieb Trump gestern auf Truth Social.

Unter anderem sei es um die vielen Toten in den USA durch Drogen, faire Handelsabkommen, die die US-Arbeiter nicht gefährden, und das große Handelsdefizit der USA mit Kanada gegangen.

„Trudeau hat sich verpflichtet, mit uns zusammenzuarbeiten, um diese schreckliche Verwüstung von US-Familien zu beenden“, schrieb Trump. Trudeaus Büro reagierte nicht sofort auf eine Anfrage um Stellungnahme. Trudeau war am Freitag nach Florida geflogen und hatte mit Trump in dessen Residenz Mar-a-Lago zu Abend gegessen.

Trump, der Anfang Jänner das Amt des US-Präsidenten übernehmen wird, hatte vor wenigen Tagen erklärt, er plane als eine seiner ersten Amtshandlungen Zollerhöhungen für Importe aus Kanada, Mexiko und China.

Inland

Der scheidende EU-Kommissar Johannes Hahn hat gestern im Interview in der Ö1-Interviewreihe „Im Journal zu Gast“ indirekt Kritik an Bundespräsident Alexander Van der Bellen geübt.

Auf die Frage, ob es ein Fehler gewesen sei, FPÖ-Parteichef Herbert Kickl nicht den Auftrag zur Regierungsbildung zu geben, sagte Hahn: „Aus europäischer, internationaler Sicht, hätte ich mir gewünscht, dass der Herr Kickl die Möglichkeit hat, das auszuprobieren, sodass dann aber alle sehen: Es hat nicht funktioniert.“ Generell wolle er dem Bundespräsidenten aber keine Empfehlung geben, betonte Hahn.

„72 Prozent ticken anders“

Letztlich gelte es, Europa Folgendes zu signalisieren, so der ÖVP-Politiker: „Ja, die FPÖ ist die Nummer eins nach den Nationalratswahlen, aber sie haben auch nur 28 Prozent und 72 Prozent ticken anders.“ Und weiter: „Es geht immer darum, eine Mehrheit zu bilden – und eine Mehrheit ist 50 plus“, so Hahn.

Dreierkoalition „hängt jetzt von der Qualität ab“

Zurückhaltend äußerte sich Hahn, was die Erfolgsaussichten der entstehenden Dreierkoalition aus ÖVP, SPÖ und NEOS betrifft. „Das hängt jetzt von der Qualität ab, wie die zusammenfinden, was das Programm ist. Ehrlich gesagt, man soll hier jedem eine Chance geben“, sagte er auf die Frage, ob diese Koalition fünf Jahre halten könne.

Dass aktuell in vielen EU-Ländern als „weit rechts“ eingestufte Parteien erfolgreich seien, führte Hahn auf eine „Periode des ständigen Umbruchs“ zurück, die seit vielen Jahren durchlebt werde.

„Gewisse Erschöpftheit“

„Früher hat es eine Krise gegeben, dann war wieder Ruhe, dann gab es wieder eine Krise. Die Menschen konnten sich davon irgendwie erholen.“ Jetzt sei eine „gewisse Erschöpftheit“ vorhanden. Das führe dazu, dass gerade diese populistischen Strömungen erfolgreich seien, „weil sie mit sehr einfachen Slogans die Dinge beschreiben, sie aber nicht lösen“.

EU-kritischen Geistern in Österreich hielt der ÖVP-Politiker entgegen, dass es viele Dinge gebe, die man „nur mit der Kraft der 450 Millionen, der 27 Mitgliedsstaaten erfolgreich angehen“ könne. Nachsatz: „Ehrlich gesagt, wo wäre ein Land wie Österreich, und Österreich ist im europäischen Vergleich ein mittelgroßes Land mit neun Millionen Einwohnern, in einer Welt von acht Milliarden?“

Ukraine-Krieg

Russland hat nach ukrainischen Angaben seit Kriegsbeginn 15 der 20 zivilen Flughäfen im Land beschädigt. Diese Zahl nannte der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal lokalen Medien zufolge gestern auf einer Logistikkonferenz. Die Ukraine sucht derzeit nach Möglichkeiten, ihren Luftraum teilweise wieder zu öffnen. Seit Beginn des Krieges ist er vollständig geschlossen.

Ukrainerinnen und Ukrainer, die ins Ausland fliegen wollen, müssen derzeit per Auto oder mit der Bahn in die Nachbarländer fahren, um einen Flug zu bekommen. Schmyhal sagte zudem, Russland habe die Hafeninfrastruktur der Ukraine in den vergangenen drei Monaten fast 60-mal angegriffen und dabei knapp 300 Anlagen und 22 zivile Schiffe beschädigt oder zerstört.

Der Osten der Ukraine ist gestern erneut von schweren Gefechten erschüttert worden. Nach Darstellung des Generalstabs in Kiew wurden von den einzelnen Frontabschnitten im Tagesverlauf insgesamt 153 Kampfhandlungen infolge russischer Angriffe gemeldet.

Vor allem rund um den Donbas versuchten russische Truppen immer wieder, die ukrainischen Verteidigungslinien zu durchbrechen. Die heftigsten Auseinandersetzungen wurden aus der Umgebung der bisherigen Dauerbrennpunkte Pokrowsk und Kurachowe gemeldet.

Strategisch wichtige Großstädte im Fokus

Bei Pokrowsk traten russische Truppen im Tagesverlauf zu 28 Sturmangriffen an, wie die Armeeführung in Kiew berichtete. Bei Kurachowe, das bereits von drei Seiten angegriffen wird, stießen russische Einheiten seit dem Morgen insgesamt 38-mal vor. Über den aktuellen Stand entlang dieser Abschnitte lagen keine unabhängigen Berichte vor.

Die Städte liegen am westlichen Rand des Bergbau- und Industriereviers Donbas. Daran schließt sich eine offene Steppenlandschaft bis zum Fluss Dnipro an. Ein Durchbruch würde der russischen Armee den Weg zu den wichtigen Großstädten Dnipro und Saporischschja eröffnen.

Nach Darstellung ukrainischer Militärexperten soll es gelungen sein, die Fronten am Donbas weitestgehend zu stabilisieren. Die Militärführung in Kiew hatte sich vor Kurzem entschlossen, Verstärkungen in die Region zu verlegen.

Chronik

Bei dem Sturz einer Metallkonstruktion sind bei einer Weihnachtsparade in dem Badeort Trouville in Nordfrankreich mehrere Menschen verletzt worden. Wie Medien berichteten, ereignete sich das Drama gestern gegen 19.00 Uhr. Eine Metallstruktur, die eine bewegliche Vogelfigur beförderte, stürzte demnach während der Parade mit Akrobaten, Stelzenläufern und Tänzern auf die Menschenmenge.

Laut Radiosender „France Info“ wurden bei dem Unfall mindestens 14 Menschen verletzt, darunter einer schwer. Bei dem Schwerverletzten soll es sich um den Künstler handeln, der sich auf dem Vogel befand. Die Unfallursache war zunächst unklar.

Zwei auf dem Bodensee vermisste Segler sind tot. Die beiden Männer wurden gestern Mittag vor Münsterlingen in der Schweiz gefunden, wie die deutsche und schweizerische Polizei gemeinsam mitteilte. Die 38- und 39-jährigen Deutschen hätten nur noch tot geborgen werden können.

Die zwei Segler wollten demzufolge am Freitag von Friedrichshafen nach Konstanz segeln. Als sie dort nicht eintrafen, wurden sie bei der Polizei in Deutschland als vermisst gemeldet. Gestern Früh hätten Zeugen dann das gekenterte Boot der Männer entdeckt. Im Anschluss suchten Einsatzkräfte nach den Vermissten. Zur Klärung der Umstände hat die Staatsanwaltschaft ein Verfahren eröffnet.

Die beiden Männer wollten nach Angaben des Ausrichters an der „Regatta der Eisernen“ teilnehmen. Der für heute geplante Wettbewerb war daraufhin abgesagt worden.

Knapp 20 Stunden lang ist ein Mann in einer Toilette im bayrischen Neu-Ulm eingesperrt gewesen. Er blieb so lange unentdeckt, weil niemand in dem Firmengebäude, in dem sich das WC befindet, war und er kein Handy dabeihatte, wie die Polizei gestern mitteilte.

Angehörige hätten sich um den 66-Jährigen gesorgt und in der Nacht die Polizei alarmiert. Er habe sich nicht wie üblich bei ihnen gemeldet.

Die Beamten hätten den Mann schließlich an seiner Arbeitsstelle gefunden – in einer Toilette mit verschlossener Tür. Wegen eines technischen Defekts habe man diese nicht öffnen können. Die Feuerwehr spreizte die Tür mit einem hydraulischen Bergesatz auf und befreite den 66-Jährigen, der dort ausharrte. Er war laut Polizei den Umständen entsprechend wohlauf.